Russell: „Ich habe psychologische Unterstützung für den Wettkampf mit Hamilton erhalten“

Russell wechselte Ende 2021 zu Mercedes und ersetzte Valtteri Bottas. Dies markierte nach drei Jahren bei Williams einen großen Karriereschritt. Allerdings bedeutete dies auch, dass er sich ein Team mit dem siebenfachen Weltmeister Hamilton teilen musste. Russell gab zu, dass ihn diese Situation zunächst psychisch ausgelaugt hatte:

„Ich habe immer geglaubt, dass ich schnell bin, aber das weiß man nie, bis man gegen die Besten antritt. Ich trat in sein Team ein, in ein Team, das zehn Jahre lang um ihn herum aufgebaut worden war.“

Russell erinnerte sich an ein entscheidendes Gespräch mit seinem Psychologen über die Ängste, die er nach seiner Verpflichtung bei Mercedes verspürte: „Er sagte mir, wenn ich auf die Strecke gehe, sei es egal, wer bei mir ist. Egal, ob ein siebenfacher Weltmeister, ein Neuling oder sonst niemand in der Box ist, ich müsse die volle Kontrolle haben. Diese Herangehensweise nahm mir den Druck.“

Mit der Hilfe seines Psychologen wurde Russell klar, dass er akzeptieren musste, dass er Hamilton während der gesamten Saison nicht in jedem Rennen schlagen konnte:

„Wenn ich ihn um 55 % schlagen könnte, wäre das eine außergewöhnliche Leistung. Es wäre völlig normal, wenn ich bei den restlichen 45 % zurückfallen würde. Denn vor dir liegt der Beste der Geschichte.“

Russell erntete die Früchte dieser psychologischen Vorbereitung, indem er sowohl in der Saison 2022 als auch 2024 mehr Punkte als Hamilton erzielte. Diese Zeit erwies sich jedoch für Mercedes als schwierig, da das Aufkommen von Bodeneffektautos das Team von der Spitzenposition verdrängte. Russell gewann dennoch vier Rennen und wurde 2025, als Hamilton zu Ferrari wechselte, Mercedes-Spitzenfahrer.

Russell erklärte die Gleichung, die er während seiner ersten Saison bei Mercedes im Kopf hatte: „Jeder, der Lewis in der Vergangenheit geschlagen hatte, war Weltmeister geworden. Deshalb glaubte ich, dass ich die Weltmeisterschaft gewinnen würde, wenn ich ihn schlagen könnte. Natürlich war mein Hauptziel immer die Meisterschaft, aber in meinem Kopf waren beide miteinander verbunden.“